thoughts

monolog über das jetzt und das warum

das alles klingt jetzt wahrscheinlich unglaublich pessimistisch, übertrieben, theatralisch, aber, halte durch,
die sonne kommt schließlich immer auch wieder nach dem regen :-)
und manchmal fusselt sich eben alles was sich so aufgestaut hat zusammen, und wenn erstmal alles beieinander ist,
all die kleinen alltagsnervereien, unverständlichkeiten, hat-er/sie-sie-noch-alle??-momente,
tief verwoben und umschlungen, ist es eben ein langer, mühseliger prozess, alles wieder zu entwirren und fein säuberlich aufgedröselt
und geordnet vor sich auszubreiten und von neuem zu beginnen.

aber so ist das ja eigentlich immer. dass man sich, egal wie dunkel es momentan im eigenen kleinen universum zu sein scheint, nicht entmutigen lässt,
von dingen und von menschen, die eben (noch) nicht auf der gleichen welle schwimmen wie man selbst. so geht’s wahrscheinlich all den eltern,
welche gerade noch den küchenboden klinisch rein gewischt haben,
damit zwei minuten später der sprössling mit den vom herbstlaub matschenden galoschen über eben diesen schliddert
und somit all die harte arbeit (wer mag schon wischen, jetzt mal ganz im ernst!?) innerhalb eines augenzwinkerns wieder zunichte macht.
aber genau deshalb, weil wir wollen dass der boden mal für einen moment sauber bleibt,
schwingen wir immer wieder den wischmopp und freuen uns, wenn’s denn mal jemandem auffällt.
und die das dann genauso machen, bei sich zu hause. und sich nächstes mal mit mir freuen,
weil sie merken, dass es so dann doch viel schöner ist.

und genauso wie das kind über den frisch gewischten boden schliddert,
schliddern wir jetzt auch rüber zum bereits angekündigten pessimistischerem ventil:
denn trotz aller zuversicht, möchte ich manchmal weinen und ich möchte schreien und ich möchte diese menschen verstehen
und ich möchte sie schütteln und bitten ihre augen zu öffnen und auf ihr herz zu hören
und ich möchte weinen und ich möchte diese menschen bitten ihren blick aufs ganze zu richten
und andere nicht zu vergessen, unseren planeten ganz besonders, ich möchte weinen, ganz oft und ganz überschwänglich.

ich zweifle am grund meiner existenz, am raison d’être, warum bin ich hier, wenn ich doch nichts retten kann,
wenn ich mit selbstgenähten beuteln in den supermarkt spaziere um möglichst plastikfrei einzukaufen
und oma hildegard und enkel marc-jason eine tüte nach der anderen abreißen,
um eine einzige banane einzusacken. egal wie sehr ich’s versuche und egal wie sehr ich mich sträube und egal wie sehr ich alles gebe
und egal wie verzweifelt ich manchmal bin und wie flehend und wie nachsichtig und trotzdem fordernd und belehrend ohne aufdringlich zu sein,
mit gutem beispiel voran zu gehen ohne den moralapostel mit erhobenem finger zu mimen. zumindest meine ich in den meisten fällen die balance zu finden.

was eigentlich auch schlichtweg egal ist, denn offensichtlich wird es sowieso so weiter gehen, niemand wird die großen stoppen,
niemand wird den kleinen helfen, niemand wird den blick so weit schweifen lassen und niemand die arme so weit öffnen.
jedenfalls niemand, der mit seiner macht über den menschen steht, die dies bereits tun.

ich fühle mich hilflos, oftmals, hilflos und verständnislos, egal wie sehr ich versuche, es für jeden und für alles aufzubringen.

natürlich wollen viele fortschritt. natürlich wollen viele sehr viel geld verdienen. natürlich wollen viele das beste für sich,
und was das beste für jeden ist, entscheidet, verständlicherweise, jeder für sich.
aber wo ist die grenze, wo ist man einen schritt zu viel gegangen, ohne sich umzudrehen, um zu schauen, wo der rest der truppe bleibt?
wann hat man zu viel (für sich) gewollt und wann ist es an der zeit,
auf die suche nach den anderen zu gehen?

warum sehe ich nur perfekte bilder auf sozialen netzwerken, von perfekten menschen mit perfekten leben,
warum soll ich mich zwischen 84834 gleichen sorten himbeerjoghurt entscheiden,
wenn doch eine reichen würde, warum soll ich mir einen neuen mantel kaufen, wenn der vom letzten winter doch noch genauso warm hält,
warum soll ich mit der hausverwaltung über mängel an meiner sowieso schon überteuerten wohnung über eine app kommunizieren,
wenn ich doch meine daten eigentlich lieber für mich behalten will, weil ja ohnehin schon jeder mithört und ich vielleicht auch gar kein gerät besitze,
welches für so eine app modern genug ist?
warum muss ich mir alle jahre ein neues mobiltelefon kaufen, nur damit ich überweisungen, um welche ich nicht herum komme, zu tätigen?
warum kann ich meinen bachelor nur machen, wenn ich einen laptop besitze, mit dem neuesten betriebssystem, um ein programm zu nutzen,
obwohl mein aktueller eigentlich noch top in schuss ist?

warum schaut jeder in der bahn nur noch auf sein telefon, und niemand irgendjemanden mehr an?
warum kann man verdammt nochmal nicht mehr protestieren, weil man sonst auf der strecke bleibt?
wie überweise ich meine zu teure miete, ohne appfähiges gerät? wie mache ich meinen abschluss, ohne neues betriebssystem?
wie finde ich einen job, der mir spaß macht, ohne mich auf sozialen medien zu vermarkten?
wie erreiche ich sympathie und attraktivität, ohne mich der “verschönerungs/make-up” industrie zu verschreiben und mich sozialen normen zu ergeben,
die in das gesellschaftlich als “schön” definierte bild zu passen?

warum muss ich dauernd “produktiv” sein, warum darf ich nicht einfach mal den ganzen tag unter einem baum liegen und lesen,
warum muss ich verständnis für ignorante menschen aufbringen,
aber ignorante menschen nicht für mich? wie soll man noch motivation finden, irgendetwas bewegen zu wollen und zu können,
wenn man so vielen “scheißegal”-mentalitäten tagtäglich begegnet?
wie soll man noch dran glauben, dass man etwas ändern kann, wenn sich das gegenüber darüber aufregt, dass er den,
mit blut und schweiß und tränen armer bauern, geernteten kaffee im bioladen
nicht aus einem becher bestellen kann, den er nach dem verzehr direkt wegwerfen kann, weg aus seinem sichtfeld,
weg aus seiner realität, hinein in eine sozialschwächerer menschen auf der anderen seite des gefickten planeten,
der dadurch noch ein bisschen schneller untergeht?

wo ist unser sinn für luxus, wo unser sinn für bewussten konsum,
wo unser sinn für das analoge und unseren sinn für die realität und empathie und wertschätzung geblieben?

auch wenn dieser monolog auf den ersten blick nur so vor negativität trieft, so möchte ich betonen, dass zwischen all dieser verzweiflung und ärger
und missmut und aufregung auch noch ganz viel vertrauen steckt. vertrauen in eine neue gesellschaft, welche die “alte” eines besseren belehrt,
welche zeigt, dass es anders geht, mit mehr empathie und mit mehr zusammenhalt und mit mehr an einem strang ziehen und mit mehr bewusstsein.

zwischen all den momenten, in denen ich mich am liebsten seufzend auf den boden werfen und aufgeben möchte, begegnen mir auch viele,
die mir die hoffnung und die kraft geben, weiterzumachen.
weiterzumachen, auch wenn es manchmal auswegslos erscheint. ich mache weiter,
weil ich nicht akzeptieren kann und nicht akzeptieren will.
ich bin jeden tag dankbar für die menschen, die etwas tun,
die ebenso wenig aufgeben und die ebenso häufig wieder aufstehen und mit wieder aufgeladener hingabe zeigen,
dass es funktionieren kann. wenn man weitermacht. und wenn man vertraut. <3